
Psychose - Was ist das?
Was ist schon normal?

Einerseits war ich schon von klein auf der Meinung: "Mit mir stimmt etwas nicht. Ich bin anders!" Andererseits kenne ich manche Dinge nicht anders und war stets der Ansicht, dass alle anderen die Welt genau so erleben würden, wie ich es tat, und niemand je darüber sprechen würde.
Stimmen zu hören, Dinge zu sehen die gar nicht da sind, mich oftmals der Realität gar nicht zugehörig zu fühlen, all das ist für mich Normalität. Ständige Anspannung und Ängste inklusive.
Doch war ist das? Ist das "normal"? Und woher kommen diese Symptome? Wie sieht die mögliche Behandlung aus? Und warum weiß ich davon erst seit kurzem?
Psychose - Was ist das?
Der/die Betroffene leiden an Realitätsverlust. Menschen mit einer akuten Psychose hören beispielsweise Stimmen, sehen oder fühlen Dinge, die nicht da sind, leiden an Wahnvorstellungen oder haben den direkten Bezug zur Realität verloren. "Weltweit erkranken ca. drei bis vier Prozent der Bevölkerung im Laufe des Lebens an einer Psychose. Das Erleben einer Psychose ist für Betroffene meist sehr beängstigend."
Hier ein paar Beispiele für mögliche Smyptome, die entweder alle oder einzeln auftreten können:
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Wahnvorstellungen und Paranoia
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z.B. dass man verfolgt wird oder abgehört wird
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z.B. dass man Botschaften übers Radio bekommt
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z.B. Größenwahn
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Halluzinationen
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das Hören von Stimmen, die einem z.B. etwas befehlen wollen oder einen abwerten
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optische Halluzinationen von Dingen die nicht da sind (betroffene Person kann hierbei nicht unbedingt unterscheiden, was echt ist und was nicht)
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Wahrnehmung von Gerüchen die nicht wirklich da sind
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taktile Halluzinationen, sprich man nimmt Berührungen und die Präsenz anderer wahr, die gar nicht da sind
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Ich-Störungen
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Gedankeneingebung, d.h. eigene Gedanken wurden von anderem einen aufgezwungen
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Gedankenausbreitung, sprich andere können die eigenen Gedanken „abhören“ oder „mitlesen“
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Gedankenentzug, sprich andere klauen einem die eigenen Gedanken
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Fremdsteuerung, d.h. man denkt, man wird von anderen wie ein Roboter ferngesteuert
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Weitere mögliche Symptome sind:
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Antriebslosigkeit
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Konzentrationsschwäche
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sozialer Rückzug
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innere Unruhe
Psychose und Schizophrenie - ein und dasselbe?
Die kurze Antwort lautet: Nein.
Dazu muss man verstehen, dass Psychose ein Syndrom, ein Komplex an Smyptomen, beschreibt, welches bei vielen verschiedenen Erkrankungen auftreten kann.
So kann eine Psychose aus folgenden Ursachen heraus entstehen:
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aus organischen Gründen (Hirn-Verletzungen, Demenz, Epilepsie, angeborene/erworbene Stoffwechselstörungen, Autoimmunerkrankungen, durch Drogen oder Medikamente, Genetische Prädisposition (man vermutet, dass man eine gewisse genetische Veranlagung für psychische Erkrankungen vererben kann, bisher wurden jedoch noch nicht entsprechende Gene gefunden), etc.)
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aus nicht-organischen Gründen
Zu den möglichen nicht-organisch begründeten Psychosen zählt auch die Möglichkeit der Erkrankung mit Schizophrenie.
Videos über Psychosen
Hier ein paar Videos über die Erkrankung mit Psychose.
Ein englisches Video, was sehr schön beschreibt, was Psychose ist (englische Untertitel sind verfügbar):
Ein weiteres englisches Video, was sehr schön beschreibt, wie Psychose sich äußern kann und sich anfühlt:
Hier ein englisches Video, welches anhand von Erfahrungsberichten zeigt, wie es ist, mit Psychose zu leben (englische Untertitel sind verfügbar):
Wie behandelt man eine Psychose?
Hierbei kommt es auf die Ursachen einer Psychose an. Ist sie organisch begründet, so hilft es, die vorliegende Erkrankung, z.B. den Tumor, zu behandeln oder einen Drogenentzug zu machen.
Liegen nicht-organische Gründe vor, helfen antipsychotische Medikamente. Oftmals wird die medikamentöse Therapie durch eine Psychotherapie oder Soziotherapie begleitet.
Eine Soziotherapie bedeutet, dass man dem Patienten dabei hilft, seine verlorene Selbstständigkeit zurück zu erlangen und den Alltag wieder besser zu meistern.
Hier ein englisches Video, welches anhand von Erfahrungsberichten zeigt, wie es ist, Antipsychotika zu nehmen, einschließlich der Nebenwirkungen (englische Untertitel sind verfügbar):
Diagnose: Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis
Im Herbst 2020 wurde bei mir die Diagnose gestellt. Ich werde nicht lügen, zunächst hat es mich aus den Socken gehauen und ich habe geheult wie nie zuvor.
Hierbei muss man im Hinterkopf behalten, dass ich die oben genannten Symptome seit meiner frühsten Kindheit erlebe, mal stärker, mal schwächer. Aber sie sind schon seit so langer Zeit ein Bestandteil meines Lebens, dass man sie fast als ein Teil meiner selbst bezeichnen könnte.
Ich bin mittlerweile froh, dass ich mich meiner insgesamt 4. Therapeutin endlich anvertraut habe und zugegeben habe, dass ich u.a. Stimmen höre und Dinge sehe. Denn nur dank dessen kann ich endlich die Behandlung bekommen, die ich schon seit so langem dringend benötige und verstehe mich selbst deutlich besser.

Sind psychotische oder schizophrene Menschen gefährlich?
Psychotisch ist ungleich gefährlich. Ja, es gibt durchaus Stimmen die jemandem befehlen mögen, sich oder anderen etwas anzutun. Ist das angsteinflößend? Für den Patienten und Außenstehende durchaus. Doch das heißt nicht, dass diese Person gefährlicher ist, als eine Person die nicht an Psychose oder Schizophrenie leidet.
Hier ein englisches Video, welches sich der Thematik annimt, ob Massenschützen oftmals an Schizophrenie erkrankt sind (englische Untertitel sind verfügbar):
Weitere Mythen über Psychose und Schizophrenie
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Es ist gleichzusetzen mit multiplen Persönlichkeiten
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Nein. Eine "Multiple Persönlichkeitsstörung" oder wie es heutzutage heißt "Dissoziative Identitätsstörung" (DIS) ist eine duch schwere Traumata (z.B. Folter, Rituale, frühste Vergewaltigung als Kind, etc.) entstanden. Diese Menschen mit DIS haben verschiedene, unterschiedlich ausgeprägte Persönlichkeiten in sich. Das ist jedoch nicht das gleiche wie Psychose oder Schizophrenie.
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Schizophrenie kommt vom Griechischen für "gespaltener Geist" weswegen manche diesem Mythos aufgesessen sind.
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Man bekommt es aufgrund von schlechter Erziehung
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Nein. Beide Erkrankungen sind unabhängig von äußeren Umwelteinflüssen und ererbbar. Erziehung hat damit nicht das Geringste zu tun. Klar kann ein schlechtes Umfeld die Symptome und den Umgang damit erschweren, aber das hat trotzdem keine Auswirkung darauf, ob jemand erkrankt oder nicht.
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Psychose = Psychopathie
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Nein. Psychopathie bezeichnet eine schwere Persönlichkeitsstörung, bei der es dem Psychopath weitesgehend an Empathie, Gewissen und Verantwortung mangelt. Um ihre Ziele zu erreichen manipulieren sie gerne andere Menschen. Dahingehend kämpft ein psychotischer Mensch mit dem Verlust des Bezugs zur Realität.
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Hier ein englisches Video, welches sich der Mythen rund um Schizophrenie annimmt. (englische Untertitel sind verfügbar):
Hier ein englisches Video, welches sich dem Mythos Psychose=Psychopathie annimmt (englische Untertitel sind verfügbar):